Kreide

142 Ma bis 65 Ma vor heute

Der Name ist von der so genannten Schreibkreide abgeleitet, einem hellen, feinkörnigen, kalkigen Sediment, das sich aus den Schalen von Foraminiferen, aus Resten von Muscheln, Algen und anderen Meeresorganismen gebildet hat und das typisch für die Kreidezeit ist.

Kreide_Kontinentalverteilung_400pxTektonik: Nach der gängigen Theorie brach während des Mesozoikums der "Superkontinent" Pangäa auseinander. Gegen Ende der Kreidezeit zeichnen sich die Umrisse der heute bekannten Kontinente ab. Erklärt wird dieser Prozesses mit Hilfe der von Alfred Wegener (1880-1930) begründeten Theorie der Plattentektonik.

Zu Beginn der Unterkreide sind weite Teile Mitteleuropas zunächst noch Festland (Funde von Skeletten und Fährten von Sauriern wie z.B. Iguanodon). Das Festland reicht vom Rheinischen Schiefergebirge über die Ardennen bis nach Südengland. Danach gewinnt das Meer wieder die Oberhand. Im Zuge einer ersten Transgression stößt das Meer vor, überflutet einen Teil Böhmens und bildet die Sedimente des Elbsandsteingebirges. Im Nordwesten dehnt sich das Gallo-Anglische Becken weit über die gesamte Nordsee und nach Norddeutschland aus. In Mitteleuropa Kreide_halbentsteht ein Flachmeer, aus dem lediglich die Mittelgebirge herausragen. Das Flachmeer reicht im Osten bis zum heutigen Kaspischen Meer. In Dänemark und in Ostdeutschland werden in dieser Zeit bis 800 Meter mächtige Schreibkreideablagerungen (z.B. Insel Rügen) sedimentiert. Diese sind aus winzigen Kalkgehäusen (Coccolithen) planktonischer Einzeller aufgebaut und führen lagenweise Feuersteine. Gegen Ende der Kreidezeit zieht sich das Meer fast vollständig aus Europa zurück, nur Teile Nordwestdeutschlands bleiben meerbedeckt.

Ablagerung der Unterkreide-Erze
In der Unterkreide (Neokom), vor 120 Millionen Jahren, kam es zur Überflutung des Küstengebietes. Anfangs (Hauterive) kam es zur Bildung konzentrisch aufgebauter Eisenerzoolithe. Im nachfolgenden Oberhauterive und Barrem wurden die im Jura abgelagerten Toneisenstein-Geoden vom Meerwasser erfasst und im Gezeiten- und Brandungsbereich der Küste zerstört. Die so entstandenen Trümmer- und Geröllerze wurden parallel zur Küste in Senken und Trögen (Kolken) abgelagert, die durch den beginnenden Aufstieg der Zechstein-Salze entstanden waren. In diesen Senken konnten sich große Erzmengen ansammeln. Zum Ende der älteren Unterkreidezeit, dem Apt, wurden wieder oolithische Eisenerze gebildet, die aber mit 0,6 Millimetern Durchmesser deutlich größer waren, als die Jurassischen.

Diese riesigen Erzlager wurden im Tagebau (Hannoversche Treue, Haverlahwiese) und Grubenbau (Haverlahwiese, Hannoversche Treue, Finkenkuhle, Georg sowie Worthlah-Ohlendorf) ausgebeutet. Nach Farbe und Art des Bindemittels (Ton, Mergel) werden die abgebauten Eisenerze in rotes, graues, gelbes, braunes und schwarzes Lager eingeteilt. Die genaue Altersdatierung erfolgt durch Leitfossilien. In diesem Fall durch die in allen Schichten vorkommenden Belemniten.


Oberkreide-Eisenerze
In der Oberkreide (Coniac, Santon), vor 90 Millionen Jahren, überflutete das Meer erneut die Küstengebiete, und es wurden die in der Unterkreide abgelagerten Tone aufgearbeitet. Die Trümmer der zerfallenen Toneisenstein-Geoden sammelten sich in den Randsenken der aufsteigenden Salzstöcke (Lebenstedt-Broistedt). So kam es zur Bildung der Eisenerzhorizonte von Lengede, Peine und Bülten. In der Oberkreide wurden keine oolithische Eisenerze gebildet.

Tier- und Pflanzenwelt: Zu den wichtigsten Leitfossilien de Foraminiferer Kreide gehören Ammoniten, Belemniten und Foraminiferen. Die Ammoniten entwickelten sich in der Kreide zu anomalen und riesenwüchsigen (mehr als zwei Meter Durchmesser) Formen und starben am Ende der Kreide aus. Auch Belemniten überdauerten die Kreide nicht lange, sie starben im darauf folgenden Tertiär aus. Zu den zahlreichen Tiergruppen, die an der Wende Kreide/Tertiär ausstarben, gehören auch die Saurier. Von den Reptilien überlebten den Einschnitt nur die Eidechsen, Krokodile, Schlangen und Schildkröten. Dafür entwickelten sich die Säugetiere rasch, am Ende der Kreide lebten in Nordamerika Huftiere, in Asien Beuteltiere. Bei der Klärung der Ursache des Massensterbens vor 65 Millionen Jahren, an der Wende von der Kreide zum Tertiär, konkurrieren mehrere Hypothesen: Abkühlung des Klimas mit nachfolgender Absenkung des Meeresspiegels und Änderungen der Pflanzenwelt, biologische Degeneration, Entfaltung der Säugetiere oder kosmische Ursachen. Eine jüngere und sehr populär gewordene Katastrophentheorie rechnet mit dem Aufprall eines großen Meteoriten auf die Erde mit nachfolgender Abkühlung der Atmosphäre (siehe geologische Zeitrechnung). Doch sind die Belege für diese Theorie noch unbefriedigend. Wahrscheinlicher ist das Zusammenwirken mehrerer Ursachen.

Klima: Während der Kreidezeit war die Welt ein mildes Eishaus. Es gab Schneefälle in den Wintermonaten in der Nordhemisphäre und in der Südhemisphäre. Immergrüne Laub- und Nadelwälder bedecken die Polarregionen. Das Klima war zu Beginn der Kreide ausgeglichen warmfeucht, aber nicht warm genug, um ein ausgedehntes Riffwachstum zu begünstigen. Vereisungsspuren sind bislang nicht bekannt. In der Übergangszeit zum Tertiär wird es wesentlich kühler.

nach Renate Vanis, Einblick in die Erdgeschichte, Veröffentlichung des Städtischen Museums Salder