Tertiär

65 Millionen bis 1,6 Millionen Jahre vor heute.

Name: benannt nach den „Montes tertiarii, einer Bezeichnung aus dem 18. Jahrhundert für die oberitalienischen Alpen.

Mit dem Tertiär begann in der Erdgeschichte die Neuzeit, das Neozoikum (Känozoikum). Das Tertiär wird in fünf Epochen unterteilt: Paläozän, Eozän, Oligozän (diese drei Epochen werden Alttertiär genannt) sowie Miozän und Pliozän (Jungtertiär).

Die Kontinente veränderten weiterhin ihre Lage (siehe Plattentektonik). Im Zuge der erdumspannenden alpidischen Gebirgsbildung entstanden die Alpen, die Pyrenäen, Apenninen, Karpaten, Kaukasus und Himalaja, in Afrika die Atlasketten und in Amerika die Rocky Mountains. Die Gebirgsbildung bewirkte eine Verkleinerung des Tethysmeeres. Das heutige Mittelmeer ist ein kleiner Rest des ehemaligen Ozeans. Der Atlantik wurde durch das Auseinanderdriften von Nordamerika und Europa sowie von Südamerika und Afrika immer breiter. Langsam näherte sich das Aussehen der Erde dem der Gegenwart an.

MitteltertiärZu Beginn des Tertiärs, im Oligozän, drang das Meer von Norden wieder bis in das Gebiet der heutigen Stadt Salzgitter vor und hinterließ in den Senken über den Salzstöcken Grünsand und Rupeltone. Vor etwa 10 Millionen Jahren, im Pliozän, dem jüngsten Abschnitt des Tertiärs, zog sich das Meer aus dem heutigen Niedersachsen ganz zurück. Abgelagert wurden daher fluviatile Sande und Tone, die nicht mehr an der Erdoberfläche zu finden sind.

Nach dem Rückzug des Kreide-Meeres werden im Tertiär die Schelfgebiete und festländischen Becken allmählich wieder überflutet. Diese sind durch einen mehrfachen Wechsel von Meerwasser-, Brackwasser- und Süßwasser-Sedimenten gekennzeichnet. Kurzzeitig verbindet eine Meeresstraße durch den Rheingraben und die Hessische Senke das Mittelmeergebiet mit der Nordsee. In den Vorsenken der Mittelgebirge entstehen aus ausgedehnten Wäldern in subtropischem und tropischem Klima große Braunkohle-Lagerstätten. Im Jung-Tertiär werden die Alpen zum Hochgebirge. Dadurch wird ein vom Alpenvorland bis nach Asien reichendes Meeresbecken, die PARATETHYS, von der TETHYS abgeschnürt. Die PARATETHYS löst sich schließlich in große Brack- und Süßwasserseen auf. Einhergehend mit der Gebirgsbildung kommt es vielerorts zu intensivem Vulkanismus (Vogelsberg). Gegen Ende des Tertiärs zieht sich das Meer aus Norddeutschland zurück. Auch das Alpenvorland (Molassebecken) wird Festland.

Die Kollision zwischen der afrikanischen und der eurasischen Platte führte nicht nur zur Gebirgsbildung und Auffaltung der Alpen, sondern auch zur Entstehung von Vulkanen in Deutschland. Es zog sich eine 700 Kilometer lange Zone tätiger Vulkane von der Eifel, über das Siebengebirge bis ins Böhmische Mittelgebirge, die Lausitz und Niedersachsen. Die Vulkantätigkeit hielt während des ganzen Tertiäre an, wobei der Höhepunkt im Miozän (24 - 11 Millionen Jahre vor heute) lag. In der Eifel hatten sich mehr als 350 Vulkane gebildet, von denen einige bis ins Eiszeitalter (Pleistozän) aktiv waren. Die letzte Eruption war vor 11.000 Jahren.

Im Alttertiär waren die Klimazonen auf beiden Erdhalbkugeln polwärts verschoben. Bis in die mittleren Breiten Europas reichten die warmen Zonen. Die Pole selbst waren eisfrei. Mit dem Jungtertiär erfolgte ein Rückgang der Temperaturen im Wechsel zwischen warmen und gemäßigten Phasen.


Flora und Fauna

Es begann die Epoche der Säugetiere. Viele Arten existierten bereits vor dem Tertiär, konnten jetzt aber weltweit ökologische Nischen neu besetzen, die nach dem Aussterben der großen Reptilien frei geworden waren. Im Jungtertiär waren bereits alle heute existierenden Säugetierordnungen anzutreffen. Die Raubtiere, Huftiere, erste Menschenaffen und Rüsseltiere besiedelten die Kontinente. Auf den voneinander getrennten Kontinenten kam es allerdings zur Bildung unterschiedlicher Arten. In Australien konnten sich die eierlegenden Kloakentiere und die Beuteltiere bis in die heutige Zeit behaupten, auf allen anderen Kontinenten verdrängten die fortschrittlicheren Säugetiere (Placentalia) diese primitivere Art.

Gegen Ende des Tertiärs erschien auf dem afrikanischen Kontinent ein früher Vormensch, der Australopithecus. In den Meeren besetzten Säugetiere, wie Robben, Seekühe und Wale, den Lebensraum, der durch das Aussterben der Meeresreptilien frei geworden war. Ebenso profitierten die Haie vom Wegfall der Konkurrenz und nahmen so zahlenmäßig stark zu.
Die Pflanzenwelt im Tertiär war der heutigen bereits weit angenähert. Mammutbaum (Sequoia), Sumpfzypresse, japanische Schirmtanne und verschiedene Kiefernarten waren häufig vertreten und bildeten mit Laubbäumen wie Magnolie, Kastanie, Eiche, Zimt- und Kampferbaum große Wälder. Auch Palmen waren in unseren Breiten keine Seltenheit.
Eine außergewöhnlich große Ansammlung von abgestorbenen Pflanzenresten führte weltweit zur Bildung von Braunkohlevorkommen wie bei Helmstedt. Deshalb wird das Tertiär auch Braunkohlenzeit genannt.

Nach dem.Aussterben der Dinosaurier entfalten sich auf dem Land die Säugetiere zu größter Blüte. Allmählich modernisiert sich die Pflanzenwelt aufgrund der niedriger werdenden Temperaturen. Es entstehen durch Austrocknung Savannen und Steppen, in denen sich eine vielfältige Säugetierfauna entwickeln und ausbreiten kann. Gräser und Asterngewächse werden mit Beginn des Jung-Tertiärs sehr wichtig. Im Meer kommen nach dem Verschwinden der Ammoniten nun bestimmte Muscheln und Schnecken, aber auch die kurzschwänzigen Krebse zu großer Entfaltung. Kennzeichnend für das Alt-Tertiär sind Großforaminiferen (Nummuliten). Unter den Fischen entwickeln die Haie und modernen Knochenfische eine große Artenvielfalt. Auch Meeressäuger (Wale, Seekühe) gehören zum Faunenbild.

nach Renate Vanis, Einblick in die Erdgeschichte, Veröffentlichung des Städtischen Museums Salder