Linienbandkeramische Kultur 5800 - 3000 v.C Linienbankkeramikhr.

 Jungsteinzeitliche Kultur in Mitteleuropa. Benannt nach den mit linearen Bandmustern verzierten Tongefäßen, auch Bandkeramische Kultur, Bandkeramik oder Linearkeramik genannt.

Entstehung: Es ist die älteste vollneolithische Kultur in Mitteleuropa und durch die Neolithisierungsbewegungen aus Osteuropa entstanden.

Verbreitung: Die seit etwa 7000 v. Chr. im heutigen Griechenland und auf dem Balkan bestehenden ackerbauenden Kulturen breiteten sich seit etwa 5500 v. Chr. entlang der Donau nach Mitteleuropa aus. Etwa 4500 v. Chr. erreichte die Kultur über den Rhein auch die Niederlande,  das mittleren und südlichen Polen sowie Mittel- und Süddeutschland den südlichen Rand der Norddeutschen Tiefebene und damit auch unsere Region   (Flothe-Fuhse-Winkel).

Die vorher existierenden Kulturen der Jäger und Sammler wurden abgelöst; am Ende der Ausbreitung der Bandkeramik finden sich die alten Kulturen nur noch entlang der Atlantikküste Europas, auf den britischen Inseln, in Skandinavien und im Osten Europas.

Traditionell hat die Archäologie eine Verdrängung der Jäger und Sammler durch die Bandkeramiker angenommen. Heute wird, insbesondere aufgrund der mittleren Ausbreitungsgeschwindigkeit von 1 Kilometer pro Jahr, auch eine allmähliche Übernahme neuer Techniken durch die alteingesessenen Völker diskutiert.

Die Bandkeramikkultur wurde im 3. vorchristlichen Jahrtausend durch die von Osten eindringenden Indogermanen verdrängt

Siedlungswesen: Die Bandkeramik brachte den Ackerbau, der im Nahen Osten (Mesopotamien) und in Anatolien entwickelt worden war, nach Mitteleuropa. Genau genommen verliefen die Entwicklung des Ackerbaus und die Töpferei parallel, da Töpferwaren zur Lagerung und zum Transport landwirtschaftlichenr Produkte erforderlich sind.

Sie siedelten vor allem auf Lößböden oder Schwemmlandzonen der Flüsse, entlang der Talauen in Einzelgehöften oder einer Zusammenballung von Siedlungskammern oder Zellen.

Die Siedlungen bestanden aus Häusern mit Wohn-, Speicher- und Stallteil. Gruben befanden sich meist neben den Häusern und ihre Lehmverkleidung war gebrannt, um die Vorräte trocken zu halten. Der Speicherteil befand sich im Südosten, der Wohnteil in der Mitte und im Nordwesten befanden sich Schlafplätze oder Ställe. Bekannt sind auch kleinere Häuser ohne Speicherteil und solche die nur aus dem Arbeitsbereich bestehen. Diese Unterschiedlichkeit in der Bauweise könnte auf eine soziale Differenzierung hinweisen.
6-10 Personen bewohnten ein Haus und ein Dorf konnte bis zu 40 Häuser umfassen, die von Gräben, Wällen und Palisaden umgeben sein konnten. Auch eine Umzäunung einzelner Hausgrundstücke ist belegt.
Die Häuser waren rechteckig in Pfostenbauweise (4-schiffig) errichtet und wiesen eine Länge von 20-25m auf mit Ausnahmen bis zu 45m Länge, die zwischen 5-8m breit waren. Die Häuser waren NW-SO orientiert. Charakteristisch für die ältere Linienbandkeramik ist eine Y-Pfostenstellung im Mittelteil des Hauses, die in der jüngeren Linienbandkeramik nicht mehr auftritt.
Die Öfen bestanden aus einer gebrannten Lehmkuppel über einer Steinpflasterung mit Lehmestrich.

Wirtschaftsweise: Angebaut wurden Getreide, Emmer und Einkorn, Gerste und Hülsenfrüchte (Ackerbohne), Wilder Schlafmohn und Flachs. Die Bauern pflegten eine Fruchtfeldwechselwirtschaft. Generell sind keine Anzeichen für Zugtiere bekannt.
Gesammelt wurden Haselnuß, Schlehe, Holunder, Brombeeren, etc.
Als Vieh wurden Rind, Schwein, Schaf und Ziege gehalten. Es wurde nur gelegentlich gejagt (etwa 18%). Futter für die Tiere wurde auch durch die Laubernte oder Schneitelwirtschaft gewonnen.

Mit der weitläufigen Einführung des Ackerbaus in Europa begann eine umfangreiche Rodung des Waldes, sowohl durch Feuer als auch mittels geschliffener Steinäxte

Gerät: Steinbeile, Steinäxte, Schuhleistenkeile und Steinkeulen mit Mittelloch aus Felsgestein. Aus Feuerstein, Hornstein und Quarzit, seltener aus Jaspis, Kieselschiefer oder Radiolarit, bestehen Kleingeräte wie Messerklingen und Schaber, Sicheln, Erntemesser, Bohrer und verschiedene Pfeilspitzen. Weiter sind Mikrolithen bekannt.
Üblich waren auch Mahlsteine mit Läufer, Reibsteine und Klopfsteine oder Reibschalen zum Zerreiben von Farbe. Aus Tierknochen waren Pfrieme, Spitzen, Meißel und spatelartige Geräte.

Keramik: Übliche rundbodige Gefäßformen waren Kumpf, Schale, Flasche, große unverzierte Vorrats- und Transportgefäße Bandkeramik06sowie Eß- und Trinkgeschirre. Der Ton der Feinkeramik ist außerordentlich fein geschlämmt, die Oberfläche gut geglättet und oftmals poliert und der Brand ist fest und gleichmäßig. Die Gefäße besitzen häufig Knubben und vertikal oder horizontal gelochte Schnurösen.
Typische Verzierungen sind eingeritzte, gerillte, gestochene, gestempelte und reliefartige Muster, Linien oder Linienbänder. Typische Motive sind Spiralen, Wellen- und Bogenmuster mit verschiedenen Zwickelmuster, Mäander, Winkelmuster, Zickzackreichen, gerade Linien, kurze Striche, Kerben, Grübchen oder Kreuze, Dreiecksreihen, Doppelaxt- und Flügelmotive. Schalen zeigen mitunter kreuzförmige Innenmuster.
Weiße und rote Farbreste sind auf den Mustern sichtbar. Viele der bandartigen Verzierungen liegen erhaben auf den Gefäßen auf.
Menschen- und Tierfiguren sind aus Ton hergestellt oder auf Ton angebracht.

Schmuck: Halsketten aus zylindrischen, tonnenförmigen oder konischen Perlen aus Ton, Kalkstein oder Tierzähnen. Armringe waren oft aus Spondylusmuscheln. Ein Bernsteinanhänger wurde in Hückelhofen bei Erklenz am Niederrhein in einem mindestens 12m tiefen verschalten Brunnen gemacht, der auf 5100 v.Chr. (Dendro: 5090, 5065, 5050) datiert wurde. Der Bernsteinfund deutet auf Kontakt in nördliche Regionen hin.

Grabsitte: Kleine Gräberfelder nahe den Siedlungen mit Einzelbestattungen. Die Toten waren gewöhnlich in seitlicher Hockerlage in W-O (NW-SO) Ausrichtung in einfachen Erdgruben bestattet.
Die Grabbeigabe setzte sich in einigen Gräbern aus Keramik, Steinwerkzeugen und einfachem Schmuck zusammen. Männern wurde vor allem Spondylusschmuck und Schuhleistenkeile beigegeben.
Gegen Ende der Kultur sind auch wahre Massengräber bekannt. Die Schädel der Toten wiesen Schlagverletzungen auf..

Bild aus: Göttinger Typentafeln  Band Neolithikum
2. verbesserte Aufl age
1983 Arbeitsgruppe Typentafeln
Kurze Geismarstrae 40
Göttingen
PDF-Reprint:
Dirk Raetzel-Fabian 2002
dirk.fabian@online.de  www.jungsteinsite.de