Bischof GerhardGerhard von Berg war Bischof von Hildesheim von 1365 bis zum 15. November 1398. Gerhard stammte aus dem Hause der von Berge, die bei Minden ihren Sitz hatten. Er war Domkantor, dann Domdechant in Minden, später Bischof von Verden (1363-1365). Er wird als sehr kirchentreu, umsichtig, entschlossen mit kluger Mäßigung, mit großer Hirtensorge und Tapferkeit im Felde beschrieben.

 

Die Streitmacht des Bischofs von Hildesheim:

Anscheinend hatte die Stadt Hildesheim zu dieser Zeit ein gut organisiertes Wehrwesen. Vorhergehende Jahrzehnte forderten eine stete Kriegsbereitschaft. Die Bürgerschaft war mit benachbarten Städten wie Goslar und Hannover verbündet. Die 1332 geschehene Niedermetzelung der flämischen Vorstadt am Damm durch Hildesheimer Bürger, sucht an brutaler Aggressivität ihresgleichen .

Diese Stadt war nicht friedfertig. Jeder Bürger, der eine Waffe tragen konnte, hatte je nach Vermögen maximal gerüstet zu sein. Für die Unbemittelten stellte die Stadt ein Arsenal zur Verfügung, das wohl stets aus Beutestücken und Erblass bereichert wurde. Im Eigentum des Rates befanden sich eine Anzahl Armbrüste. Diese waren 1367 an die Domherren verteilt worden und könnten bei der Schlacht eine Rolle gespielt haben!

Die Wehrbereitschaft wurde jährlich in regelrechten Musterungen auf Marktplätzen überprüft. Die Schüler des Klosters St. Andreas hatten dabei Vollständigkeitslisten zu führen. Für Versäumnisse waren Geldstrafen festgelegt. Reihum hatte auch jeder Bürger Wachdienst auf den Mauern. Anreize gab es für die Anschaffung einer Armbrust in Form eines Zuschusses.

Jeder Bürger war aber auch zur „Utjacht" verpflichtet, also zum Kriegszug außerhalb der Stadt. Dafür mußte er den sogenannten „Pfühl" und einiges Feldgerät vorweisen können, um übernachten zu können. Allerdings waren die Bürger nur „so lange die Sonne scheint" für den Ausmarsch verpflichtet. Und sie bestanden darauf, bevorzugt als erste gespeist zu werden. Zwei Ratsherren hatten mitzureiten und jede kriegerische Aktion zu beurteilen, notfalls dem Stiftshauptmann umzustimmen. Die Stadt besaß eine Anzahl „Stridwagen".

Bei der Schlacht von Dinklar fiel den Wehrbürgern eine entscheidende Rolle zu. Ganz neu war der Treueid, den sie erstmals einem Bischof geschworen hatten. Den Vorgängern von Bischof Gerhard ist dieser Eid verweigert worden.

An “externer” Unterstützung wird auf Seiten der Hildesheimer der Kleriker Bodo von Oberg als Kriegsheld verklärt ..... allerdings erst Jahrzehnte später. Die von Schwichelt, von Steinberg und Oberg hatten nahmhafte Gefangene gemacht und stehen damit als Kampfteilnehmer fest. Verluste wurden nicht erwähnt.

 

Eine Hildesheimer Sage rankt sich um die Schlacht ihres Bischofs:

DER URSPRUNG DES GOLDENEN DOMTURMS ZU HILDESHEIM

“Herzog Magnus von Braunschweig fiel im Jahre 1367 mit einem großen Heere und mächtigen Bundesgenossen in das Stift Hildesheim ein und verheerte das ganze Land aufs furchtbarste. Da sammelte der Bischof Gerhard seine streitbaren Männer um sich und zog, auf sein Recht und die Heilige Jungfrau vertrauend, mutig dem bei weitem überlegenen feindlichen Heere entgegen. «O Heilige Jungfrau», rief der Bischof, als er an der Spitze seiner Mannen einherzog, «heute kommt es auf dich an, ob du unter einem Strohdache oder unter einem goldenen Dache wohnen willst; siegen die Feinde, so werden sie den Wohlstand der Stadt und der Kirche vernichten und wir werden nicht mehr die Mittel haben, deinen Tempel würdig zu schmücken, gibst du uns aber den Sieg, so fällt großes Gut in unsere Hände, und dann sollst du unter einem goldenen Dache wohnen!»
Reliquiar
Als nun die Truppen des Bischofs in der Gegend von Dinklar den übermächtigen Feind in seiner Siegesgewißheit jubelnd heranrücken sahen, da wurden viele verzagt, aber Gerhard richtete ihren Mut wieder auf und rief, indem er seinen linken Ärmel schüttelte: «Liebe Leute, trauert nicht, hier habe ich noch tausend Mann in meinem Ärmel!» Der Bischof hatte nämlich das größte Heiligtum der Stadt, das von Ludwig dem Dome vermachte Reliquiengefäß, in seinem Ärmel. Nach diesen Worten ihres Führers waren die Krieger gewiß, daß die Hilfe der Heiligen Jungfrau mit ihnen war, gewaltig andrängend setzte das kleine Häuflein in den mächtigen Feind, und nach kurzem Kampfe bedeckten 1500 Feinde, unter ihnen viele Ritter und Edle, die Wahlstatt. Was von den Feinden noch auf den Beinen war, suchte sein Heil in der Flucht, und das ganze Lager fiel mit seinen Schätzen in die Hände der Hildesheimer. Von diesem Gute nun ließ der Bischof, seinem Gelübde getreu, das goldene Dach machen, welches noch heute den östlichen Domturm schmückt.”

Das Reliquiar, das der Bischof
in der Schlacht getragen haben soll.