In den urkundlichen Ersterwähnungen nennt sich die Schlacht nach Farmsen und nicht nach Dinklar. Daraus folgt, daß der Kampf bei Farmsen an der östlichen Hauptlagerpforte begann. Die Stelle wird heute noch als „Streitmorgen" in der Flurkarte verzeichnet. Die Chroniken berichten von einem Angriff mit Fußvolk. Um mit aller Kampfkraft aufzulaufen, mußte das Fußvolk möglichst nahe an die Wagenburg herangebracht werden. Es kommt leiser an die Überraschten heran, als die wiehernden Hengste mit schlagenden Steigbügeln.
Das freie Feld möglichst schnell zu überwinden gab eine gewisse Sicherheit, nicht von feindlichen Reitern angegriffen zu werden. Wurde ein Rückzug nötig, konnte sich das Fußvolk in das Vorholz flüchten und über den Höhenkamm ungefährdet von Reitern die Stadt erreichen.
Mit dem Vorstoß der Spießträger, die schließlich von den Belagerten entdeckt wurden, setzten sich auch die Hildesheimer Reiter in Trab. Es galt, den Windmühlenhügel östlich von Farmsen zu gewinnen und dabei Panik zu verbreiten. Was schon im Sattel saß, in Farmsen aufgescheucht, oder aus dem Lager hervorbrechend, wurde abgestochen, manch Vornehmer abgefangen und nach Ottbergen geschleift. Die Wirkung auf die Lagernden entspricht den Erwähnungen der Magdeburger Bischofschronik: - unüberlegte gruppenweise Gegenattacken und Massenflucht. Zwar bot das Lager genug Raum um Widerstand zu leisten, der aber schließlich doch gebrochen wurde. Die Masse der Braunschweiger floh ungeordnet.
Je nachdem, wo die einzelnen Bannerherren lagerten, gelang die Flucht. Wenn nicht, wurden sie gefangen. So die Halberstädter, die sich zum Schluß bei der Verteidigung von Dinklar ergeben mußten und der Herzog Magnus, dem schon der erste Angriff in Farmsen jede Bewegungsfreiheit nahm. Was noch aufsitzen konnte, gerüstet und halb nackt, flüchtete zum Farmser Tor, um aus der Lagerfalle zu gelangen. Den kühlen Köpfen war sicher der Kampfplan noch gegenwärtig, - sich auf dem Windmühlenfeld zu formieren -, aber dazu mußten sie hier raus! Die meisten sahen nur zu, der Gefangennahme und der drohenden Lösegelderpressung zu entkommen, was oft den wirtschaftlichen Ruin bedeutete. Etliche wollten mit der an den Vortagen gemachten Beute nur noch das Weite suchen. So quoll eine Masse von Berittenen, dazwischen Gesinde zu Fuß, auf Schellerten und Dingelbe zu. Gezielt wurde verfolgt, wer wohlhabend erschien.
Es muß erklärtes Ziel der Hildesheimer gewesen sein, die panische Flucht im Gang zu halten, in der man auf Lösegeld-”Kandidaten” fischen ging. Wenn der Gegner in die Enge getrieben sich bis zuletzt wehren würde, kostete das viel Blut. So waren die meisten Toten Troßknechte und Krieger, die nicht mehr in den Sattel kamen und von den Bürgern niedergemacht wurden.
Normalerweise wurde alles getan, um die hochgestellten Herren nicht in die Hände des Siegers fallen zu lassen, wie bei den Bischöfen und dem Herzog. Ihr Standort im Lager ließ eine Flucht offenbar nicht mehr zu. Wenn diese ihr Quartier, wie vermutet, in Dinklar und Farmsen bezogen hatten, die gute Verteidigung gewährleisteten, kamen sie zunächst nicht auf den Gedanken zu flüchten. Sie wähnten sich in günstiger Abwehrstellung und mußten für diesen Irrtum im wahrsten Sinne des Wortes zahlen.
Für die Hildesheimer war eine weitergehende Verfolgung der Flüchtenden wegen anrückender Verstärkung durch Herzog Albrecht von Grubenhagen gefährlich. Zudem zog ein Unwetter auf. Man hatte keine Reserven den eventuell plötzlich auftauchenden Reitern entgegenzusetzen. Die gefangengenommenen Fürsten garantierten genug Lösegeld und die Erfüllung aller Hildesheimer Forderungen.
Hans von Honlege, Ludolf von dem Knesebek und Dietrich Sporeke schlugen sich nach der welfischen Burg Lichtenberg durch. Das siegverheißende Mauritius-Banner Magdeburgs wurde gerettet.
Hätte eine gemeinsame Autorität den Oberbefehl im Lager der Braunschweiger gehabt, hätte der Angriff abgeschlagen werden können, die Lagernden waren ja in der absoluten Überzahl.
Aber es war anders gekommen. und das hatte Konsequenzen für die Region ...
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